Polizeiliche Kriminalstatistik 2020
18. März 2021
Steiermark
Steiermark. – In Rahmen einer Pressekonferenz präsentierte die steirische Landespolizeidirektion Donnerstagmittag, 18. März 2020, die polizeiliche Kriminalstatistik für das Jahr 2020. Dabei konnte der coronabedingt erwartete Rückgang bei den meisten Deliktsformen nun auch in Zahlen offiziell bestätigt werden. Während die Kriminalität gesamt gesehen rückläufig ist und teils historische Tiefststände im Zehnjahresvergleich erreicht wurden, steigt die Internetkriminalität weiterhin an.
Gesamtkriminalität (-11,9%)
Mit insgesamt 46.825 angezeigten Straftaten im Jahr 2020 registrierte die steirische Polizei im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang von 6.318 Anzeigen (-11,9%) und damit den historischen Tiefstand innerhalb der vergangenen zehn Jahre (2011: 55.015). Damit liegt die Steiermark etwa im bundesweiten Durchschnitt von -11,3 Prozent. Mit 27.512 geklärten Straftaten und einer neuerlichen Steigerung der Aufklärungsquote auf 58,8 Prozent (2019: 55,9%) konnten steirische Beamte bereits das vierte Jahr in Folge mehr als jede zweite Straftat im Bundesland klären. Dabei wurden insgesamt 33.041 Tatverdächtige ermittelt und angezeigt (2019: 35.002). Rund zwei Drittel der Angezeigten waren österreichische Staatsbürger (66,2%), auch wenn der Anteil an fremden Tatverdächtigen zuletzt auf 11.165 Personen (2019: 10.861) gestiegen ist.
Internetkriminalität (+36,1%)
Entgegen dem allgemeinen Trend im wohl historischen Jahr der Corona-Pandemie, gab es im Bereich der Internetkriminalität einen neuerlichen Anstieg. Mit einem Plus von 1.091 Anzeigen (+36,1%) stieg die Anzahl der Straftaten auf insgesamt 4.111 (2019: 3.020). Dabei registrierte man alleine in der Kategorie Cybercrime im engeren Sinn 1.084 Anzeigen (+124%). Hier waren es im Vorjahr mit 484 Anzeigen noch deutlich weniger. Ebenso einen Anstieg gab es beim klassischen Internetbetrug, wobei mit 2.552 Straftaten um 481 Fälle mehr als im Vorjahr zu verzeichnen waren (2019: 2.071).
Gewaltkriminalität (-11,3%)
Insgesamt 7.453 Gewaltdelikte scheinen 2020 in der Kriminalstatistik auf, was einem Minus von 945 Straftaten und 11,3 Prozent entspricht (2019: 8.398). Dabei gab es in 5.253 Fällen ein Bekanntschaftsverhältnis zwischen Täter und Opfer (Täter-Opfer-Beziehung). Als Tatmittel kam mit 198 Fällen am häufigsten eine Stichwaffe zum Einsatz (2019: 234). Wie bereits schon 2019, wurden auch im Vorjahr insgesamt fünf vollendete Morddelikte registriert. Darunter befanden sich vier weibliche und ein männliches Opfer, alle fünf Straftaten wurden geklärt. Insgesamt 104 angezeigte Vergewaltigungen entsprechen einem leichten Anstieg von 6,1 Prozent (2019: 98). Mit 123 Raubüberfällen schlägt sich ein Minus von 18 Delikten (-12,8%) in der Statistik nieder, wobei hier die Aufklärungsquote durch engagierte Ermittlungstätigkeit im Zehnjahresvergleich bereits auf 65% gestiegen ist.
Eigentumskriminalität (-22,5%)
Der Trend der seit Jahren rückläufigen Eigentumskriminalität hat sich auch 2020 fortgesetzt. Waren es 2011 noch 21.685 angezeigte Straftaten, so sind im Vorjahr nur mehr 11.544 Fälle in diesem Bereich angefallen. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies einen Rückgang um 3.344 Anzeigen bzw. ein Minus von 22,5 Prozent (2019: 14.888). Auch beim Einbruch in einen Wohnraum (Wohnhaus oder Wohnung) ist dieser anhaltende Abwärtstrend mit einem Rückgang von 292 Anzeigen (-31,5%) auf 635 Straftaten festzustellen (2019: 927). Mit 127 Kfz-Diebstählen (2019: 174) kam es auch hier zu einem Rückgang von 27 Prozent. Am größten schlägt sich das Minus mit 40,7 Prozent bei Taschen- und Trickdiebstählen nieder. Während die Kriminalstatistik im Jahr 2011 noch 2.506 Anzeigen aufwies, wurden im abgelaufenen Jahr hier gerade einmal 855 Anzeigen registriert (2019: 1.442). In all den vorhin angeführten Deliktsbereichen handelt es sich um den jeweils niedrigsten Wert im Zehnjahresvergleich.
Suchtmittelkriminalität (-15,3%)
Nach den 5.000 Straftaten im Jahr 2019 kam es auch im Bereich der Suchtmittelkriminalität im Vorjahr mit 4.235 Anzeigen zu einem Rückgang von 765 Delikten (-15,3%). Auch wenn die Steiermark aufgrund der durchs Bundesland führenden Balkanroute grundsätzlich eine zentrale Bedeutung für den Schmuggel von Suchtmittel darstellt, so wird dieser Handel mittlerweile vermehrt durch den illegalen Suchtmittelhandel im Internet erschwert. Dabei nehmen auch die vor kurzem neuerlich verordnete Schutzzone im Grazer Stadtpark sowie ein erhöhter Kontrolldruck im öffentlichen Raum eine wesentliche Rolle im Kampf gegen den Suchtmittelhandel ein.
Wirtschaft- und Betrugskriminalität (+8,9%)
Die Wirtschaftskriminalität ist 2020 von 7.661 auf 8.340 Anzeigen gestiegen. Wie schon im Jahr davor, fand auch 2020 ein weit überwiegender Teil dieser Straftaten im Bereich der Betrugsdelikte statt (2019: 5.174; 2020: 5.629). Im Bereich Sozialleistungsbetrug kam es 2020 zu 306 Anzeigen, was einer Steigerung von 134 Delikten (+77,9%) entspricht. Dies ist auch auf den Ermittlungserfolg in Zusammenhang mit der Operation "Sudoku" der Fremden- und Grenzpolizeilichen Abteilung (FGA) zurückzuführen. Der Trickbetrug war mit 383 Anzeigen zuletzt ruckläufig (2019: 416). Die Zahl der echten Wirtschaftsdelikte war mit 124 ebenso rückläufig (2019: 145), wie die Anzahl der Urkundendelikte. Diese sind von 1.546 auf 1.233 gesunken (-20,2%).
Der stellvertretende Landespolizeidirektor, Generalmajor Manfred Komericky, zeigte sich zufrieden mit der jüngsten Kriminalstatistik, mahnte jedoch bei der Interpretation der Zahlen zur Vorsicht: "Bereits die Verkehrsstatistik des vergangenen Jahres hat gezeigt, dass 2020 nicht nur aufgrund der vielen neuen Herausforderungen, sondern vor allem auch wegen der Statistik historisch in Erinnerung bleiben wird. Das spiegelt sich auch in der jüngsten Kriminalstatistik wider. Die aktuellen Zahlen werden jedoch weder mit jenen des Vorjahres, noch mit jenen der kommenden Jahre wirklich vergleichbar sein", so Komericky, der auch seinen Dank allen Bediensteten von Polizei und Sicherheitsverwaltung gegenüber zum Ausdruck brachte.
Auch der Leiter des steirischen Landeskriminalamtes, Generalmajor Wolfgang Lackner, schlug in dieselbe Kerbe: "Diese Zahlen sind bestimmt trügerisch und dürfen uns nicht dazu verleiten, uns darauf auszuruhen. Daher werden wir auch weiterhin auf allen Ebenen und mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen die vielzähligen Herausforderungen im Bereich diverser Kriminalitätsfelder ankämpfen. Als Hauptverantwortlicher für den Kriminaldienst in der Steiermark möchte ich aber insbesondre den rund 4.000 Polizistinnen und Polizisten danken. Derartige Aufklärungsquoten und kriminalpolizeiliche Ermittlungserfolge in Mitten einer Pandemie, sind nur durch vorbildhafte und organisationsübergreifende Zusammenarbeit von der Polizeiinspektion bis zum Landeskriminalamt und darüber hinaus möglich."