Home Invasion geklärt
10. April 2017
Allgemeines
Landeskriminalamt Oberösterreich
Das Landeskriminalamt OÖ, EB02 (Raub) konnte aufgrund intensiver kriminalpolizeilicher Ermittlungen, unterstützt durch enge Zusammenarbeit mit dem Bundeskriminalamt, den bewaffneten Raubüberfall „Home Invasion“ auf eine 78-jährige Rentnerin sowie einen 38-jährigen mongolischen Asylwerber in Leonding aufklären.
Ein 48-jähriger, beschäftigungsloser Mazedonier aus Wagna/Bezirk Leibnitz steht im dringenden Verdacht als Anstifter fungiert zu haben. Er unterhielt ein mehrjähriges Bekanntschaftsverhältnis zum späteren Opfer und führte mehrmals diverse Arbeiten im Schrebergarten des Opfers durch. Wegen des gewonnenen Vertrauens kam es auch vor, dass er einige Male bei der 78-Jährigen im Gästezimmer nächtigte und somit die räumliche Beschaffenheit der Wohnung sowie den Tagesablauf des späteren Raubopfers kannte.
Aufgrund seiner prekären finanziellen Situation plante der Mazedonier mit dem 32-jährigen rumänischen Staatsbürger aus Graz einen Raubüberfall auf die Pensionistin vorzunehmen.
Der Rumäne kontaktierte Freunde aus Caracal/Rumänien und es kam zu mehreren Treffen in Graz.
Wenige Wochen vor der Tatausführung wurde auch der Außenbereich der Eigentumswohnung ausspioniert, insbesondere zeigte der Mazedonier den späteren rumänischen Ausführungstätern den Balkon zur Wohnung des Opfers, welcher sich im zweiten Stock der Wohnhausanlage befindet.
Am 13. August 2016 reiste eine vierköpfige rumänische Tätergruppierung von Caracal nach Graz und es kam in den Abendstunden zu einer letzten Besprechung aller Beteiligten. Nachdem die letzten Einzelheiten der geplanten Straftat besprochen waren, fuhren die vier ausführenden rumänischen Täter mit dem Pkw nach Leonding und beobachteten über mehrere Stunden die Wohnhausanlage.
Gegen 4 Uhr maskierten sich ein 37-jähriger Rumäne, der als „Kopf“ der Organisation angesehen wird, ein 30-jähriger und ein 19-jähriger Rumäne mit Sturmhauben und kletterten mit einer selbstangefertigten Holmleiter auf den Balkon der 78-Jährigen, welcher sich in einer Höhe von 8,4 Meter befindet.
Ein 23-jähriger Rumäne beobachtete während der Tatausführung die Lage im Außenbereich.
Die drei maskierten Täter drangen über die offen stehende Balkontüre (Sommer – hohe Außentemperaturen) in das Wohnzimmer der Pensionistin vor und fanden diese schlafend auf der Wohnzimmercouch.
Die Täter gingen sofort mit erheblicher Gewalt gegen die 78-Jährige vor, schlugen auf sie ein, knebelten, fesselten sie an Armen und Beinen und verlangten mit den Worten „Money, Money“ die Herausgabe von Bargeldbeständen.
Danach durchsuchte die mit Schraubenzieher und Messer bewaffnete Tätergruppierung sämtliche Räumlichkeiten nach Bargeld, wobei sie im Gästezimmer auf den schlafenden 38-jährigen Asylwerber trafen. Dieser wurde ebenfalls geknebelt, an Armen und Beinen gefesselt und im gefesselten Zustand in der Badewanne abgelegt.
Nachdem die Täter Bargeld, Schmuck und Mobiltelefone der Opfer erbeutet hatten, flüchteten sie über das Stiegenhaus der Wohnhausanlage und weiter nach Graz bzw. Caracal/Rumänien. Der Asylwerber konnte sich selbst von den Fesseln befreien und kam auch der 78-Jährigen zu Hilfe.
Aufgrund kriminalpolizeilicher Ermittlungen und unter Zuhilfenahme technischer Möglichkeiten erhärtete sich der Verdacht gegen den Mazedonier und den 32-jährigen Rumänen, weshalb die Staatsanwaltschaft Linz die Festnahme der beiden anordnete. Beamte des EKO Cobra Süd nahmen sie am 12. November 2016 an deren Wohnadressen fest. Sie zeigten sich überwiegend geständig und befinden sich in U-Haft.
Aufgrund bestehender europäischer Haftbefehle kam es am 29. Dezember 2016 und am 4. Jänner 2017 zu zwei weiteren Festnahmen in Rumänien. Der 30-jährige und der 37-jährige Rumäne wurden am 25. Jänner 2017 bzw. 31. Jänner 2017 den österreichischen Strafverfolgungsbehörden ausgeliefert und befinden sich ebenfalls in U-Haft.
Der 23-jährige Rumäne stellte sich in Anwesenheit eines Rechtsanwaltes am 2. März 2017 dem Landeskriminalamt OÖ, woraufhin dieser ebenfalls festgenommen und in die Justizanstalt Linz überstellt wurde.
Die drei Verdächtigen zeigten sich im Wesentlichen geständig.
Der 19-jährige Rumäne befindet sich bis dato auf der Flucht. Nach ihm wird mittels Europäischem Haftbefehl gefahndet.
Ursprüngliche Presseaussendung vom 14. August 2016:
Eine Pensionistin wurde in ihrer Wohnung von drei bislang unbekannten Personen überfallen und beraubt.
Drei bislang unbekannter Täter kletterten am 14. August 2016 gegen 4 Uhr mit einer selbstgebauten Holmleiter in Leonding auf den Balkon einer 78-Jährigen. Die Täter drangen über die offenstehende Balkontüre in die Wohnung ein. Die Pensionistin schlief auf einer Couch im Wohnzimmer. Die maskierten Täter gingen mit hoher Gewaltbereitschaft gegen das Opfer vor, schlugen mit einem unbekannten Gegenstand gegen den Kopf, fesselten und knebelten es. Die Täter unterhielten sich in einer fremden Sprache und forderten mit den Worten „Money, Money“ Bargeldbestände. Die 78-Jährige wurde durch die Wohnung gezerrt, wobei die Täter auf einen 38-jährigen Bekannten der Pensionisten, der im Gästezimmer schlief, aufmerksam wurden. Dieser wurde ebenfalls attackiert und gefesselt. Nach längeren Versuchen konnte der Bekannte zuerst sich selbst und anschließend die 78-Jährige befreien. Die Pensionistin wurde durch den Raubüberfall unbestimmten Grades verletzt. Die Einbrecher erbeuteten Bargeld in nicht genannter Höhe, Telefone und Schmuck. Eine Sofortfahndung der Polizei verlief ohne Erfolg.
Täterbeschreibung: drei männliche Täter, maskiert mit dunklen Sturmhauben bzw. Strümpfen mit Sehschlitzen, zwischen 170 und 175 Zentimeter groß, trugen dunkle Jogginghosen, dunkle Joggingjacken und grüne Gartenhandschuhe. Bewaffnet waren sie mit Schraubenziehern. Sie sprachen vermutlich Russisch. Copyright BM.I/Polizei